Marseille 2023 - voyage fantastique (malgré la grève)

Eine kleine, aber feine Reisegruppe der SLG besuchte vom 1. bis 6. Februar unsere Partnerschule in Marseille. Die Reise war geprägt von Generalstreiks, aber auch von tollen Erlebnissen in einer wunderbaren Stadt. 

Mittwoch, 01. Februar:

Wir waren aufgeregt. Nach ein paar Minuten saßen wir schon im Zug auf dem Weg zum Süden Frankreichs. Nach coronabedingtem Ausfall der vergangenen Austausche konnten sich Zehnt- und Elftklässler des Französischkurses endlich wieder auf die Reise machen. Marseille, wir kommen!

Doch so leicht wurde uns die Reise nicht gemacht. Die Abfahrt hätte schon Dienstag, also am Vortag, stattfinden sollen, doch die Züge in Frankreich streikten. So verschoben sich die zwölf Stunden Zugfahrt auf den nächsten Tag. Zwölf Stunden, in denen sich 13 Jugendliche beschäftigen müssen. ‚Chaotisch‘ beschreibt es vermutlich am besten. Snacks, wohin das Auge reicht, und zu viel Bewegungsdrang auf engem Raum. Am Bahnhof in Karlsruhe konnten wir uns endlich die Beine vertreten. Wir machten uns auf dem Weg und besorgten uns ein paar Kleinigkeiten, wie Mittagessen und Kaffee, oder stockten das Snacklager auf. Aber die neuen Vorräte reichten trotzdem nicht lange, weswegen wir uns umso mehr auf die Ankunft freuten. Aufgeregt unsere Gastfamilien kennenzulernen, begrüßten wir endlich am Abend persönlich unsere Austauschpartner, unsere Correspondants!

Donnerstag, 02. Februar:

Keine 24 Stunden in Frankreich, schon gab es Programm. Wir sollten unsere Corres einen Tag in der Schule begleiten. So durften wir einen unglaublich interessanten Eindruck der Schulen Frankreichs an dem Lycée Jean Perrin gewinnen und einige Überraschungen erleben! Was uns alle als Erstes überrascht hat, war der Stundenplan. Trotz der unterschiedlichen Pläne war keiner von uns vor 17 Uhr zuhause. Nichts Ungewöhnliches für die Franzosen. Regulär sind in Frankreich die Schultage um einiges länger als bei uns.

Auch die Klassen in französischen Schulen unterscheiden sich stark von denen in Deutschland. Während wir meist feste Klassenverbände bis zur Oberstufe haben, ist in Frankreich ein Kurssystem aufgebaut. Je nach Stundenplan ist dem Schüler ein anderer Tagesablauf mit unterschiedlichen Fächern bzw. Kursen zugeteilt. So finden sich pro Kurs unterschiedliche Schüler und eine Variation an Mitschülern. Der Unterricht ist hier einseitig. Der Lehrer erklärt, die Schüler schreiben mit und beteiligen sich. Zu Gruppenarbeit kam es seltener. Ein paar Minuten vor Stundenende wurde man entlassen und durfte sich direkt zum nächsten Raum begeben, ohne eine richtige Pause zu haben. Erst gegen Mittag konnten wir uns in einer zwei Stunden langen Pause von den Strapazen des französischen Schulsystems erholen.

Als wir wieder zuhause angekommen waren, waren wir ziemlich fertig. Der lange Schultag hatte uns wirklich ermüdet. Für uns alle hieß es: «Bonne nuit!»

Freitag, 03. Februar:

Nun ausgeschlafen und erholt, machten wir uns am Freitag wieder auf Reisen. Gemeinsam als Französischkurs besuchten wir diesmal ohne die Corres die Hafengegend von Marseille. Begleitet von einem Geschichtslehrer des Lycée lernten wir die Großstadt und ihre Geschichte besser kennen. Unser Ziel war das Museum Cosquer Méditerranée. Dieses ermöglicht eine interessant gestaltete Führung durch eine nachgebaute Grotte, entdeckt von Henry Cosquer, welche sich tatsächlich in der unmittelbaren Umgebung von Marseille befindet und die Geschichte der prähistorischen Menschen festhält. Mit alten Malereien und bemerkenswerten Höhlenstrukturen konnte die Grotte uns begeistern. C’était fantastique!


  

Danach machten wir eine kleine Pause, aßen etwas und genossen das schöne Wetter und die warme Sonne. Um einiges wärmer als zuhause! Einige von uns wurden braun, andere bekamen Sonnenbrand.

Als letzten Punkt unseres Ausflugs, nachdem wir uns alle ein zu teures Eis gekauft hatten, machten wir eine Bootstour zu den Frioul-Inseln, den Îles du Frioul.

  

Um den Nachmittag noch schön ausklingen zu lassen, setzten wir uns gemeinsam an die Hafenkante, und aßen die Baguettes und die Doughnuts, die wir uns ganz stolz in einer Boulangerie, also einer Bäckerei, auf Französisch gekauft hatten. Merci! 

Samstag, 04. Februar:

calanque [kalɑ͂k] Subst. (f.) : [kleine] Felsbucht

In den <<Parc national des Calanques>>, den „Nationalpark der kleinen Felsbuchten” fuhren wir also am Samstag. „Kleine Felsbuchten” ist keine passende Bezeichnung für die von hundert Meter hohen Felsmassiven umgebenen kleinen Buchten. Die Buchten selbst sind zwar klein, der Fels aber keineswegs. So kam es das eine oder andere Mal dazu, dass unsere Route zum Klettersteig mutierte. Unsere Route durch die Calanques überzeugte allgemein durch eine großartige Aussicht auf das türkisblaue Meer und viel Sonnenschein. Als wir nach ca. 2h Wander- und Klettertour verschwitzt und müde in einer der Buchten ankamen, wurden wir mit kristallklarem Wasser und einem Moment zum Verschnaufen belohnt. Die kurze Pause tat unseren geschundenen Füßen gut und so konnten wir die zweite Hälfte des Weges mit doppeltem Elan antreten. Während des Rückwegs diskutierten wir Ideen, was wir mit dem verbleibenden Sonntag anstellen sollten. 

Sonntag, 05. Februar:

Am Sonntagnachmittag fuhren wir in Marseilles größtes Einkaufszentrum mit dem klangvollen Namen <<Les Terrasses du Port>>. Während wir durch die Läden zogen, gewannen wir wertvolle Erfahrungen bezüglich Marseiller Einkaufszentren, die wir hier gerne teilen möchten:

  1. Französische Einkaufszentren sehen genauso aus wie deutsche.
  2. Starbucks ist in Frankreich unerklärlicherweise noch teurer als in Deutschland.
  3. Der französische Footlocker ist leider alles andere als gut.
  4. Nike macht sich in Marseille sehr unbeliebt damit, dass im Laden Trikots des Fußballerzfeindes Paris Saint-Germain verkauft werden.
  5. In Marseiller Einkaufszentren gibt es sehr viel Sicherheitspersonal.

Letzteres wurde uns zum Verhängnis, da wir in einer Gruppe von ca. 30 Schülern unterwegs waren. Der Security waren das anscheinend zu viele Jugendliche auf einem Haufen und sie setzte uns stumpf vor die Tür.

An diesem Abend spielten außerdem die Fußballmannschaften Marseilles und Nizzas gegeneinander und wir wollten sowieso zuhause sein, bevor die üblichen Prügeleien der konkurrierenden Fangemeinden anfingen.

Montag, 06. Februar:

Die französischen Gewerkschaften hatten leider erneut einen Generalstreik für die nächsten Tage angekündigt. Dieser Streik sollte diesmal allerdings mindestens drei bis vier Tage anhalten. Herr Müller, ganz Herr der Lage, organisierte es, dass wir einen Tag früher als geplant abreisen konnten. Wir verließen Marseille also bereits am Montag, um nicht quer durch Frankreich mit alternativen Transportmitteln (Esel, Draisine, E-Roller) reisen zu müssen. Das südfranzösische Wetter ließen wir an der Grenze leider hinter uns und so kehrten wir mit einer Stimmung so trüb wie der Himmel in das norddeutsche Februarwetter zurück. Der Austausch war es trotz aller Widrigkeiten wirklich wert und wir würden ihn jedem Schüler wärmstens empfehlen.

Au revoir Marseille.

Le beige, le blanc, le bleu, 

Les montagnes, la mer, les deux,

L’odeur des poissons,

Les cris des mouettes,

Le beige des cascades, 

Marseille, on te fête!

 

(Henry Fricke, Emese Sandor, 10a; Redaktion und Fotos: Mü)